Postmoderne: Vielfalt der Achtzigerjahre

Mit dem Wiederaufbau seiner historischen Mitte nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs tat sich Frankfurt schwer. Insbesondere um die – „historische“ oder „moderne“ – Bebauung des Dom-Römerberg-Bereichs wurde jahrzehntelang gestritten. Als Gegenstück zur Ostzeile auf dem Römerberg mit ihren Fachwerkfassaden im originalgetreuen „Retrolook“ entstanden bis 1988 die Reihenhäuser in der Saalgasse. In dem engen Gässchen zwischen einstigem Saalhof und Dom bekam die zeitgenössische Architektur der „Postmoderne“ ihre Chance.

Elf renommierte Architekturbüros, die mit „modernen“ – also nicht rein historisierenden – Entwürfen im Wettbewerb zur Bebauung des Römerbergs hervorgetreten waren, durften 1980/81 je ein „Stadthaus“ gestalten. Vorgegeben waren lediglich der Grundriss von 7,5 mal 13 Metern und die Höhe mit viereinhalb Geschossen, die möglichst Platz für einen Laden unten und zum Wohnen oben bieten sollten. Das blieben aber auch die einzigen Gemeinsamkeiten.

Stadthäuser in der Saalgasse
„Stadthäuser“ in der Saalgasse, Foto: Wolfgang Faust

Neben dem postmodernen „Musterhaus“ des Hamburger Büros von Gerkan und Marg (heute gmp) mit der Nummer 8 etwa steht ein schlichtes Haus mit einem gewaltigen Glaserker von dem Frankfurter Architekten Mäckler. Daran reiht sich ein eleganter Technikbau aus Glas und Stahl vom Darmstädter Büro Eisele und Fritz. Bunt und verspielt ist dagegen das Haus von Berghof, Landes, Rang, über dessen roter Sternenfassade ein Drache und ein Einhorn wachen (Nr. 16). Daneben mutet das Doppelhaus des Amerikaners Charles Moore wiederum mit seinen Terrakottatönen fast orientalisch an.

Eigentlich sollte die Häuserzeile in der Saalgasse einmal Maßstäbe setzen. In der derzeitigen Diskussion um den „Wiederaufbau“ der Altstadt angesichts des bevorstehenden Abrisses des Technischen Rathauses wird allerdings nur selten an sie erinnert.

Sabine Hock

Frankfurter Rundschau, Immobilienbeilage, Kolumne „Baustile in Hessen“ vom 12.12.2009

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