Die Hüterin des Geldes

Die Deutsche Bundesbank in Frankfurt wird 50 Jahre alt

Sie regelt den Bargeldumlauf, fungiert als Bank der Banken und Bank des Bundes, sorgt für ein stabiles Preisniveau und verwaltet die Währungsreserven der Bundesrepublik. Die Deutsche Bundesbank wurde am 27. Juli 1957 gegründet und bekam ihren Sitz in Frankfurt - ein Meilenstein auf dem Weg der Mainstadt zum führenden deutschen Finanzplatz.

Frankfurt am Main (pia) Am Diebsgrund sitzen die Hüter des Geldes. Dort, in einem Hochhaus auf der Ginnheimer Höhe nahe dem Fernmeldeturm, hat seit 1972 die Deutsche Bundesbank ihre Zentrale. Namenskundler betonen zwar immer wieder, dass die Bezeichnung „Diebsgrundweg“ für den prähistorischen Feldweg von Höchst über die Ginnheimer Höhe bis nach Bergen und in die Wetterau eigentlich nichts mit Dieben zu tun hat, sondern von dem „tiefen“ Grund stammt, durch den der Weg führte. Aber die Deutsche Bundesbank hat lieber doch die eindeutig nicht „kriminelle“ Anschrift: Wilhelm-Epstein-Straße 14. Denn als Zentralbank der Bundesrepublik Deutschland muss sie über jeden Zweifel erhaben sein. Immerhin kommen ihr wichtige Aufgaben zu: Sie regelt als Notenbank den Bargeldumlauf, fungiert als Bank der Banken und als Bank des Staates, trägt zur Gewährleistung der Preisniveaustabilität bei und verwaltet die Währungsreserven der Bundesrepublik.

Vor 50 Jahren wurde die Deutsche Bundesbank durch das „Gesetz über die Deutsche Bundesbank“ vom 26. Juli 1957 gegründet. Dies erfüllte die bereits im Grundgesetz von 1949 festgelegte Verpflichtung, eine Währungs- und Notenbank als Bundesbank zu errichten. Das bisherige zweistufige Zentralbanksystem mit der Bank deutscher Länder als Einrichtung des Bundes und den Landeszentralbanken als selbständigen Notenbanken, das in der unmittelbaren Nachkriegszeit die Alliierten in den Westzonen geschaffen hatten, wurde dadurch endgültig beseitigt. Zum Sitz der Bundesbank wurde Frankfurt bestimmt, gegen den Willen von Bundeskanzler Konrad Adenauer, der sich bis zuletzt für Köln eingesetzt hatte. Am 1. August 1957 nahm die Bundesbank ihre Arbeit auf.

Ihre Vorgängerinstitution, die Bank deutscher Länder, war auf alliierten Beschluss am 1. März 1948 entstanden. Schon deren Ansiedlung in Frankfurt war umstritten. In der Mainstadt, dem Sitz der US-Militärregierung, befanden sich damals bereits die Regierungsstellen der „Bizone“, des 1947 vereinigten Wirtschaftsgebiets aus amerikanischer und britischer Zone, dem sich später auch die französische Zone anschloss. Die britische Militärverwaltung aber wollte wenigstens eine wichtige Einrichtung in „ihrer“ Zone haben. Von deutschen Sachverständigen ließ sie daher zunächst alle Argumente für Hamburg und gegen Frankfurt als möglichen Standort einer Notenbank für die Westzonen zusammenstellen. In dem achteinhalbseitigen Memorandum wurde Frankfurt als Bankenzentrum „gegenwärtig nur von lokaler Bedeutung" eingeschätzt, dessen überregionale Reputation „in Wirklichkeit nur noch ein historisches Erinnerungsstück aus der Zeit der Rothschilds“ sei. Dennoch setzte sich die amerikanische gegen die britische Besatzungsmacht durch. In Frankfurt, nunmehr Sitz der Bank deutscher Länder und der „Verwaltung für Wirtschaft“ unter Leitung von Ludwig Erhard, wurden wichtige Weichen für die Währungsreform vom 18. Juni 1948 gestellt. Die Hoffnung, dass die traditionsreiche Stadt der Paulskirche zum Regierungssitz des neuen deutschen Staates erkoren würde, zerschlug sich allerdings: Unter dem Einfluss von Konrad Adenauer wurde Bonn zur provisorischen Bundeshauptstadt gewählt, was der Deutsche Bundestag als letzte und entscheidende Instanz am 3. November 1949 bestätigte.

Mit der Ansiedlung der Bank deutscher Länder 1948 begann Frankfurts Aufstieg zum führenden deutschen Finanzplatz. Der nächste wichtige Markstein auf diesem Weg wurde 1957 gesetzt: Bereits im Mai jenen Jahres verlegten zwei der nach dem Krieg zerschlagenen und nun wiedervereinigten Großbanken, die Deutsche Bank und die Dresdner Bank, ihren Hauptsitz nach Frankfurt, und wenige Monate später ging aus der Bank deutscher Länder die Deutsche Bundesbank hervor. Dank ihrer Politik entwickelte sich die D-Mark zu einer der stabilsten und dadurch angesehensten Währungen der Welt.

Als zentrale Notenbank der Bundesrepublik Deutschland musste die Bundesbank in ihrer Geschichte zwei große Umbrüche bewältigen: die nationale Währungsunion nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 und die europäische Wirtschafts- und Währungsunion mit der Einführung des Euro 1999-2002. So gab sie die Währungshoheit und damit das währungspolitische Zepter zum 1. Januar 1999 an die Europäische Zentralbank (EZB) ab. Die Bundesbank, die seitdem ihre Aufgaben als ein Element im Europäischen System der Zentralbanken wahrnimmt, hat damit an Macht verloren. Der Bedeutung des Finanzplatzes Frankfurt konnte das nicht schaden. Im Gegenteil: Denn auch die EZB nahm ihren Sitz in der Mainmetropole.

Sabine Hock

Wochendienst, hg. v. Presse- und Informationsamt der Stadt Frankfurt am Main, Nr. 28 vom 17.07.2007

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