Frankfurt feierte Mozart als Wunderkind

Zum 250. Geburtstag Konzerte und eine Ausstellung in der Mainstadt

Am 27. Januar wäre Wolfgang Amadeus Mozart 250 Jahre alt geworden. Auch Frankfurt widmet dem genialen Musiker und Komponisten, der die Mainstadt zweimal in seinem Leben besucht hat, Konzerte, Veranstaltungen und eine Ausstellung. Bei seinem ersten Aufenthalt in Frankfurt gehörte zu Mozarts Bewunderern auch der damals vierzehn Jahre alte Goethe.

Frankfurt am Main (pia) „Den Liebhabern der Music“ kündigten die „Franckfurter Frag- und Anzeigungs-Nachrichten“ ein besonderes „Concert“ an: Am „nächstkommenden Donnerstag den 18ten August“ 1763 wollten „2 Kinder, nemlich ein Mädgen von 12 und ein Knabe von 7 Jahren“, ihre außergewöhnliche musikalische „Geschicklichkeit“ beweisen. Im Scherffensaal am Liebfrauenberg präsentierte Leopold Mozart seine beiden Wunderkinder. Besonders der Junge wusste zu beeindrucken. Der siebenjährige Wolfgang spielte „mit unglaublicher Fertigkeit“ Klavier und Violine, fantasierte frei auf der Orgel und löste dank seines absoluten Gehörs knifflige musikalische Fragen. Zu Mozarts Bewunderern an jenem Abend gehörte auch der junge Goethe. Noch nach Jahrzehnten, in einem Tischgespräch mit Eckermann am 3. Februar 1830, schwärmte er: „Ich habe Mozart als siebenjährigen Knaben gesehen, wo er auf einer Durchreise ein Konzert gab. Ich selber war etwa vierzehn Jahre alt, und ich erinnere mich des kleinen Mannes in seiner Frisur und Degen noch ganz deutlich.“

Anlässlich des 250. Geburtstags von Wolfgang Amadeus Mozart am 27. Januar 2006 besinnt sich Frankfurt auf seine Tradition als „Mozartstadt“. Die alte Reichsstadt spielte tatsächlich eine wichtige Rolle in der Lebens- und Wirkungsgeschichte des genialen Musikers und Komponisten, auch wenn sie natürlich nicht mit Salzburg oder Wien konkurrieren kann. Mozart besuchte Frankfurt zweimal, 1763 und 1790, also einmal zu Beginn und dann am Ende seines Lebens, und seine Werke wurden hier ungewöhnlich früh und erfolgreich herausgebracht. Selbstverständlich steht auch am Abend von Mozarts 250. Geburtstag die Premiere einer Mozartoper („La clemenza di Tito“) auf dem Spielplan des Opernhauses. Zum Mozartjahr gibt es außerdem zahlreiche Konzerte, Lesungen und andere Veranstaltungen in Frankfurt, darunter eine Ausstellung „Drei Generationen Mozart in Frankfurt“, die die Bürgerstiftung vom 15. Januar bis 24. Februar im Holzhausenschlösschen zeigt.

Mit dem Marktschiff fuhr die Familie Mozart einst von Mainz nach Frankfurt, wo sie um den 10. August 1763 am Fahrtor anlegte. Der Vater Leopold Mozart, Hofkomponist und Vizekapellmeister aus Salzburg, befand sich damals mit seiner Frau Anna Maria sowie den beiden Kindern Nannerl und Wolfgang auf einer erfolgreichen Konzertreise durch Europa, die noch bis nach London und Paris führen sollte. Vorerst wollte er aber prüfen, ob er mit den Kindern auch in Frankfurt auftreten könnte. Das erste Konzert im Scherffensaal am 18. August 1763 war ein so spektakulärer Erfolg, dass es insgesamt viermal wiederholt wurde. Der Aufenthalt der Mozarts in der Mainstadt, eigentlich nur als kurzer Abstecher geplant, dauerte daher schließlich drei Wochen. Doch der Vater konnte sich nicht so recht mit der mittelalterlich anmutenden Stadt anfreunden. „Franckfurt ist ein altväterischer Ort, und von dem Römer habe ich mir viel andere Vorstellungen gemacht: Es will weder der Platz noch der Römer gar nichts sagen“, schrieb er seinem Freund nach Salzburg. Gar nicht „altväterisch“ fand Leopold Mozart dagegen die hiesige Damenmode: „Die Nannerl trägt zum spazieren gehen einen Englischen Hut, wie es in diesen gegenden bey Frauenzimmern mode ist. Wenn wir so zu Salzburg durch die Strassen giengen, lieffe es alles zusamm, als wenn der Rhinoceros käme."

Während der junge Mozart bei seinem ersten Aufenthalt 1763 als Wunderkind gefeiert wurde, kam der 34-Jährige im Herbst 1790 unter gänzlich anderen Vorzeichen in die Mainstadt. Der von finanziellen Sorgen geplagte Komponist hatte eigentlich gehofft, als Mitglied der Wiener Hofmusik zu den Krönungsfeierlichkeiten für Leopold II. nach Frankfurt reisen zu dürfen, wo seine Opern damals bereits mit großem Erfolg aufgeführt worden waren. Als ihm jedoch sein Rivale Salieri vorgezogen wurde, versetzte Mozart kurzerhand einige Silbersachen, um auf eigene Faust ein Konzert in der Krönungsstadt zu organisieren. Am 28. September 1790 kam er in Frankfurt an, wo er zunächst im Gasthaus zu den drei Rindern in Sachsenhausen übernachtete. Bald bezog er ein billigeres Privatquartier in der Kalbächer Gasse, ganz in der Nähe des Komödienhauses am heutigen Rathenauplatz, das er allabendlich besuchte. Obwohl der Komponist in der Stadt allseits „berühmt, bewundert und beliebt“ war, konnte er sein Konzert im Komödienhaus erst am 15. Oktober 1790 zustandebringen, als die Krönungsfeierlichkeiten längst ihren Höhepunkt überschritten hatten. „Heut 11 Uhr war meine Academie, welche von Seiten der Ehre herrlich, aber in Betreff des Geldes mager ausgefallen ist“, schrieb Mozart ernüchtert seiner Frau. Am nächsten Tag reiste er ab.

Sämtliche „Mozartstätten“ in Frankfurt, wo der Komponist einst wohnte und musizierte, sind heute nicht mehr erhalten. Überliefert ist lediglich eine Glasscheibe, die von Mozarts Besuchen in Frankfurt kündet. In seinem ersten Quartier, einem Altstadthaus in der Bendergasse 3, auf dem Gebiet des heutigen Komplexes der Kulturschirn, hat Leopold Mozart mit seinem Brillantring ins Fenster geritzt: „Mozart Maitre de la Musique de la chapelle de Salzbourg avec Sa Famile le 12 Août 1763“. Bereits seit 1879 befindet sich die Scheibe in der Obhut des Historischen Museums, zum Glück, denn das Haus in der Bendergasse wurde bei den Luftangriffen auf die Altstadt 1944 zerstört.

Sabine Hock

Die Frankfurter Bürgerstiftung hat einen Stadtführer „Drei Generationen Mozart in Frankfurt“ herausgebracht, der einen Spaziergang zu den Stationen der Musiker Leopold, Wolfgang Amadeus und Franz Xaver Mozart (also Großvater, Sohn und Enkel) während ihrer Besuche 1763, 1790 und 1820 bietet. Die Broschüre ist in deutscher und englischer Ausgabe zum Preis von 6 Euro bei der Bürgerstiftung im Holzhausenschlösschen erhältlich.
Die Veranstaltungen zum Mozartjahr 2006 in Frankfurt finden sich im Internet unter: www.mozart-in-frankfurt.de

Wochendienst, hg. v. Presse- und Informationsamt der Stadt Frankfurt am Main, Nr. 50 vom 20.12.2005

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