Interessant für Raubritter, Zeppeline, Parkfreunde und Olympioniken

Der Frankfurter Rebstockpark wird 40 Jahre alt

Im Mittelalter schützte der Papst die Bewohner vor Raubrittern, vor einem knappen Jahrhundert landete hier Graf Zeppelin mit seinem Luftschiff, später wurde der Flughafen zum Volkspark, 2012 sollen dort die Olympischen Spiele stattfinden: Das Frankfurter Rebstockgelände blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück und in eine spannende Zukunft. Der Park selbst feiert in diesem Jahr seinen 40. Geburtstag.

Frankfurt am Main (pia) Im Sommer 1909 blickte die Welt auf das Rebstockgelände. Während der damaligen „Internationalen Luftschifffahrt-Ausstellung“ („Ila“) in Frankfurt befand sich hier der Flugplatz mit der Luftschiffhalle, wo das von überall her strömende Publikum eine Sensation nach der anderen bestaunen konnte. So landete am 31. Juli 1909 Graf Zeppelin mit seinem Luftschiff „Z II“ am Rebstock und damit zum ersten Mal in Frankfurt, was Hunderttausende von Zuschauern so laut bejubelten, dass der Graf die Begrüßungsworte von Oberbürgermeister Adickes nicht verstehen konnte. Während der „Fliegerwoche“ zum Abschluss der „Ila“ im Oktober 1909 dann traten Piloten zum ersten internationalen Flugzeugwettbewerb an. Daran nahm auch der Franzose Louis Blériot teil, dem es wenige Wochen zuvor gelungen war, erstmals den Ärmelkanal zu überfliegen. Etwas mehr als hundert Jahre später könnte das Rebstockgelände wieder im Blickpunkt des internationalen Interesses stehen: Wenn die Olympischen Spiele 2012 nach Frankfurt geholt werden können, dann soll hier, am Rebstock, der „Olympiapark“ mit dem Olympiastadion entstehen.

Der Grundstein für einen Park am Rebstock wurde bereits vor 40 Jahren gelegt, als das ehemalige Flugplatzgelände zu einem Volkspark umgestaltet wurde. Im Sommer 1962 eröffnete Bürgermeister Rudolf Menzer den Rebstockpark, der - unter der Leitung des städtischen Gartenbaudirektors Johannes Sallmann seit 1958 angelegt worden war. Den Mittelpunkt des 28 Hektar großen Erholungsparks mit seinen hügeligen Rasenflächen bildete der neu geschaffene Rebstockweiher, den das Gartenamt stolz „als Beispiel dafür, dass Kiesgrube nicht nur Verschandelung der Landschaft bedeuten muss“, präsentierte. Durch den Verkauf der 100.000 Kubikmeter Sand und Kies, die aus dem Weiher gewonnen worden waren, wurde die Anlage des Parks teilweise finanziert, so dass das ganze Projekt „mit minimalen Kosten von einer halben Million Mark“ realisiert werden konnte. Heute kommen an schönen Wochenenden oft bis zu 2.000 Besucher aus Frankfurt und dem Umland zum Rebstock, um auf dem weitläufigen Grüngelände ihre Freizeit zu verbringen. Dabei geht's international zu, wovon auch die „Küche“ an den allerorts aufgestellten Grillgeräten zeugt.

Im Laufe der Jahrhunderte erlebte das Gelände am Rebstock ein wechselvolles Schicksal. Seinen Namen verdankt es dem einst hier gelegenen, erstmals im Jahr 1300 urkundlich bezeugten Hofgut Rebstock, das zum Besitz der gleichnamigen Frankfurter Patriziersfamilie gehörte. Der Domherr Wicker Frosch, dessen Familie inzwischen den Rebstock ererbt hatte, stattete das von ihm gestiftete und 1353 eröffnete Katharinenkloster mit dem Hofgut aus. Im Mittelalter lebte es sich gefährlich am westlich vor der Stadt inmitten von Äckern und Weiden angesiedelten Rebstock: Immer wieder bedrohten Raubritter aus den umliegenden Dörfern - wie Cronberg und Praunheim - das Anwesen. Im Jahr 1501 musste sogar einmal der Papst eingreifen, um das Gut vor seinen habgierigen Nachbarn zu schützen. Bis ins 19. Jahrhundert hinein wurde der Hof mit seinem 1788 errichteten Herrenhaus, obwohl mittlerweile befestigt wie eine kleine Burg, in Kriegszeiten immer wieder geplündert und besetzt.

Angespornt durch den Erfolg der „lla“ von 1909, pachtete die Stadt Frankfurt vom Katharinen- und Weißfrauenstift 1910 das Hofgut, das sie der „Deutschen Luftschiffahrts-AG“ (DELAG) überließ. Mit der festlichen Ankunft des - künftig hier stationierten - Zeppelins „Viktoria Luise“ am 4. März 1912 eröffnete die DELAG einen Luftschiffhafen am Rebstock. Dieser erste Frankfurter Flughafen wurde im Ersten Weltkrieg militärisch genutzt und deshalb infolge des Versailler Vertrags demontiert. Dank der Initiative von Oberbürgermeister Ludwig Landmann wurde der seither nur als Notlandeplatz zugelassene Rebstock im Jahr 1924 provisorisch wieder für den Flugverkehr in Betrieb genommen: Die „Südwestdeutsche Luftverkehrs-AG“ begann damals mit regelmäßigen Flügen nach München und Berlin. Ab 1936 wurde er als Verkehrsflughafen von dem im Stadtwald neu errichteten Rhein-Main-Flughafen abgelöst.

In der Nachkriegszeit lag das Rebstockgelände als „Frankfurts größte Freifläche“ lange brach, bis es die Stadt gegen Ende der 1950-er Jahre erwarb und zum Volkspark umgestaltete. „Aus einer Mondlandschaft wurde ein Erholungsgebiet“, titelte die „Frankfurter Rundschau“ zur Eröffnung des Rebstockparks im Sommer 1962. Schon damals sollten auf dem Gelände weitere Sport- und Freizeitanlagen entstehen. Verwirklicht wurde lediglich das 1982 eröffnete „Gartenhallenbad am Rebstock“. Die Planungen eines „Olympiaparks am Rebstock“ für die Olympischen Spiele 2012, die somit an frühere stadtplanerische Konzepte anknüpfen, sehen vor, dass der bestehende Park wesentlich erweitert werden soll. In seinem Zentrum wird das Olympiastadion stehen, wo die Eröffnungs- und die Abschlussfeier der Spiele stattfinden sowie die Wettkämpfe der Leichtathletik ausgetragen werden sollen. Weitere Wettkampfbauten am Rebstock werden ein vielfältig nutzbarer „Superdome“ und ein neues Schwimmstadion sein. Aber auch das alte Rebstockbad wird zur Olympiastätte - für die Wasserballwettbewerbe. Die heute im Rebstockgelände bestehenden Kleingartenanlagen werden weitgehend - zum Teil wundervoll terrassenförmig - in die Gestaltung des künftigen Olympiaparks integriert. Nach dem Abschluss der Olympischen Spiele bekommt die Frankfurter Bevölkerung „ihren“ Rebstockpark zurück: als wesentlich vergrößerten, neu gestalteten Erholungs- und Freizeitraum im Grünen.

Sabine Hock

Wochendienst, hg. v. Presse- und Informationsamt der Stadt Frankfurt am Main, Nr. 32 vom 20.08.2002

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