Eine Fundgrube für Forscher und Kinofans

Das Deutsche Filminstitut wurde vor 50 Jahren gegründet

Das Deutsche Filminstitut - DIF in Frankfurt und Wiesbaden ist das älteste filmwissenschaftliche Institut der Bundesrepublik Deutschland. Seit 1984 hat das vor 50 Jahren gegründete Institut seinen Hauptsitz am Frankfurter Museumsufer. Ob Filmplakate, Filmzeitschriften oder Drehbücher - die reichhaltigen Sammlungen des DIF bergen Schätze der Filmgeschichte.

Frankfurt am Main (pia) - In der Gründerzeitvilla Schaumainkai 41 am Frankfurter Museumsufer ist der Film zu Hause. Kinofans strömen hierher, um im Deutschen Filmmuseum hinter die Kulissen des Filmbetriebs zu gucken oder in dem Programmkino im Museumskeller cineastische Leckerbissen zu genießen. Weniger bekannt ist dagegen, dass im selben Gebäude auch das Deutsche Filminstitut - DIF, eines der bedeutendsten filmwissenschaftlichen Institute, seinen Sitz hat.

Ins DIF kommen Filmwissenschaftler, aber auch Historiker, Politologen und Soziologen aus dem In- und Ausland, um die Geschichte des Films sowie dessen Bedeutung für Kultur, Geschichte und Gesellschaft zu erforschen. Doch auch an­dere Interessenten sind jederzeit willkommen, etwa Journalisten und Werbefachleute genauso wie das ältere Ehepaar, das vor ein paar Tagen sein Autogrammalbum aus den fünfziger Jahren ins DIF brachte. Bei den Frankfurter Filmpremieren hatten sie einst Schlange um die Unterschriften „ihrer“ Stars gestanden - und nun konnten sie viele der eilig hingekritzelten Namen nicht mehr entziffern. Zur Beantwortung der mehr als 11.000 Anfragen pro Jahr schöpfen die vierzehn Frankfurter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des DIF aus den reichhaltigen Sammlungen, die das Institut in den fünf Jahrzehnten seines Bestehens systematisch aufgebaut hat.

Sein 50-jähriges Jubiläum feiert das Deutsche Filminstitut am 22. Oktober in den Räumen des Filmmuseums. Zum Festprogramm gehören u. a. die Eröffnung der Ausstellung „Verbotene Bilder“ mit einer Auswahl von Standfotografien, die in der Weimarer Republik der Zensur zum Opfer fielen, sowie die Vorführung von Kurzfilmschätzen aus dem Archiv des DIF. Außerdem ist soeben eine 42-seitige, reichbebilderte Jubiläumsbroschüre erschienen, worin das Institut sich selbst, seine Geschichte und seine Arbeitsschwerpunkte vorstellt.

Die Geschichte des DIF beginnt allerdings nicht in Frankfurt. Als „Deutsches Institut für Filmkunde“ wurde es am 13. April 1949 in Wiesbaden gegründet. Von Anfang an verstand sich das DIF als Schnittstelle zwischen Filmwirtschaft und -wissenschaft. Dementsprechend wird es bis heute von öffentlicher Hand und wirtschaftlichen Institutionen gleichermaßen getragen. Seine Förderer sind der Bund, das Land Hessen, die Städte Frankfurt am Main und Wiesbaden, die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft, die Degeto als Vertreterin der ARD, das ZDF, die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen, die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in Wiesbaden und neuerdings die KirchMedia GmbH. Den Vorsitz im Verwaltungsrat führt Prof. Dr. Hilmar Hoffmann, der in seiner Amtszeit als Kulturdezernent der Stadt Frankfurt das DIF vom Rhein an den Main geholt hat, um dadurch das geplante Filmmuseum aufzuwerten. Das eigene Filmarchiv des DIF, das sich auf den deutschen Film, vor allem den Stummfilm, konzentriert und inzwischen rund 10.000 Titel umfasst, kam allerdings nicht mit nach Frankfurt, sondern ist bis heute in Wiesbaden geblieben.

Das DIF sammelt alle möglichen Materialien und Informationen nicht nur zu historischen Filmen, sondern auch zu sämtlichen Filmen, die aktuell in deutschen Kinos anlaufen. Allein die Sammlung der Filmzeitschriften, die mit einem Heft von „Der Kinematograph“ vom 1. Januar 1907 beginnt, ist die bedeutendste in Deutschland. Sie wird ergänzt durch ein Pressearchiv mit mehr als einer Million ausgewerteter Artikel zu Filmtiteln und Personen. Dazu kommen die Sammlungen von 1,5 Millionen Filmfotos, 20.000 Plakaten, 5.000 Drehbüchern sowie die Filmprogramme zu knapp 30.000 Filmen. In den Sondersammlungen des DIF finden sich besondere Schätze wie die Fotosammlung von Hans Albers oder der gemeinsam mit dem Filmmuseum betreute Nachlass von Paul Wegener neben solchen Kuriositäten wie den durchweg guten Schulzeugnissen von Henriette Hiebel, die später als La Jana beim deutschen Film Karriere machen sollte.

Als wichtiges Ziel des DIF betrachtet es Claudia Dillmann, seit 1997 Direktorin des Instituts, „die Neuen Medien dafür zu nutzen, dass die Sammlungen transparent werden“. Seit zwei Jahren baut das DIF daher eine eigene Datenbank auf. Ohne wie früher in Karteikästen kramen zu müssen, können sich die Nutzer beispielsweise die 162 Mitwirkenden in Schlöndorffs Verfilmung der „Blechtrommel“ oder sämtliche Schauspieler, die jemals Bismarck im Film verkörpert haben, einfach per Mausklick auf dem Bildschirm anzeigen lassen. Teilweise stellt das DIF seine Arbeitsergebnisse auch schon im Internet vor. So wurde in einem ersten, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt die bedeutende Sammlung der Filmzensururteile aus der Weimarer Zeit aufgearbeitet und im Internet publiziert. Noch in diesem Jahr soll im Rahmen des von allen deutschen filmwissenschaftlichen Instituten getragenen Projekts einer „Deutschen Filmografie“ (Defi) eine CD-ROM „Die deutschen Filme“ herauskommen, die eine Daten­bank aller von 1896 bis 1998 erschienenen deutschen Spielfilme, insgesamt 17.858 Titel, bieten wird. In akribischer Kleinarbeit hat das DIF gemeinsam mit dem Deutschen Filmmuseum dafür die Informationen zu den bundesdeutschen Spielfilmen recherchiert.

Sabine Hock

Wochendienst, hg. v. Presse- und Informationsamt der Stadt Frankfurt am Main, Nr. 41 vom 19.10.1999

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